Wo ist der Unterschied zwischen digitalen und analogen Stromzählern?
Ein Stromzähler ist ein elektromagnetisches Messgerät, das die verbrauchte Energie misst. In diesem Falle Strom in einem Haushalt oder einem Unternehmen. Aktuell gibt es zwei verschiedene Arten von Stromzählern:
- analoge Stromzähler
- digitale Stromzähler
Die analogen Messgeräte werden nach und nach von den digitalen Nachfolgern abgelöst.
Analoge Stromzähler
Ferraris-Zähler, benannt nach dem italienischen Physiker Galileo Ferraris, sind analoge Stromzähler. Sie messen Strom auf mechanischer Basis. Dabei wird eine Aluminiumscheibe von einem Elektromotor angetrieben. Die übertragene Leistung wird anhand der Umdrehungen der Scheibe berechnet. Auf dem Stromzähler selbst befindet sich meist eine Angabe, wie viele Umdrehungen einer Kilowattstunde entsprechen, zum Beispiel 75 U/kWh. Die Aluminiumscheibe dreht sich also mal schneller, mal langsamer, abhängig vom aktuellen Stromverbrauch.
Die analogen Ferraris-Zähler gibt es als Eintarif- oder Zweitarifzähler. Das mechanische Prinzip ist dabei dasselbe. Allerdings hat ein Doppeltarifzähler zwei verschiedene Zählwerke: eines für den Hochtarif (HT) und eines für den Niedertarif (NT). So kann der Stromzähler den Verbrauch zu verschiedenen Zeiten erfassen. Das ist zum Beispiel dann von Vorteil, wenn Sie einen Stromtarif beziehen möchten, bei dem der Strompreis von der Tageszeit abhängig ist – zum Beispiel beim Nachtstrom.
Digitale Stromzähler
Moderne, digitale Stromzähler erfassen den Stromverbrauch nicht mehr mechanisch. Sie nutzen elektronische Sensoren, um den Stromfluss zu erfassen. Der Stromverbrauch wird direkt auf einem digitalen Display angezeigt. Darüber hinaus speichert diese moderne Messeinrichtung (mME) auch die Verbrauchsdaten. Sie erhalten also einen Überblick, wie viel Strom Sie an einem Tag, in einer Woche oder in einem Monat verbraucht haben. Die Daten sind für mindestens zwei Jahre abrufbar.
Der digitale Stromzähler kann darüber hinaus auch Hoch- und Niedertarife erfassen und als Zweirichtungszähler genutzt werden. So können Sie Strom, den Sie selbst erzeugt haben, getrennt von dem regulär bezogenen Strom erfassen. Das ist zum Beispiel dann von Vorteil, wenn Sie eine Photovoltaikanlage oder ein Balkonkraftwerk besitzen.
Smart Meter
Das Smart Meter, auch intelligentes Messsystem (iMSys) genannt, ist ein digitaler Stromzähler mit einem entscheidenden Unterschied: Es verfügt über ein Kommunikationsmodul, das Smart-Meter-Gateway (SMG). Über dieses Modul können Daten direkt an den Energieversorger oder Netzbetreiber übertragen werden. Somit entfällt das manuelle Ablesen des Zählerstandes.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Stromverbrauch deutlich detaillierter erfasst werden kann, da das Smart Meter den aktuellen Verbrauch in 15-Minuten-Intervallen misst.
Smart Meter arbeiten in der Regel mit dem LTE-Standard und haben eine fest eingebaute SIM-Karte. Die Verbrauchsdaten werden also per Mobilfunk übertragen.
Digitale Stromzähler werden Pflicht
Im Jahr 2023 wurde das „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ (GNDEW) vom Bundestag verabschiedet. Es soll die Digitalisierung beschleunigen und gleichzeitig die Kosten für Verbraucher deckeln. Das Ziel ist es, digitale, intelligente Stromzähler bis 2032 flächendeckend einzuführen und alle Ferraris-Zähler zu ersetzen.
Geschehen soll dies schrittweise. Ab 2025 sind Messstellenbetreiber gesetzlich dazu verpflichtet, diejenigen Verbraucher mit einem Smart Meter auszustatten, auf die Folgendes zutrifft:
- Jahresstromverbrauch > 6.000 kWh
- Erzeugung von eigenem Strom > 7 kW, z. B. mit einer PV-Anlage
- Besitz einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung, z. B. Wallbox oder Wärmepumpe
Die meisten privaten Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch unter 6.000 kWh bekommen zwar einen digitalen Stromzähler, der Einbau eines Smart Meters ist jedoch optional.
Digitalisierung für die Energiewende
Die EU hat einen straffen Zeitplan für die Energiewende aufgestellt: Bis zum Jahr 2050 soll Europa klimaneutral sein. Eine Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Digitalisierung der Stromzähler. Sie ist die Grundlage für einen bewussteren Umgang mit Energie.
Digitale Stromzähler liefern detaillierte Informationen über den eigenen Stromverbrauch. So können Verbraucher die Stromfresser in ihrem Haushalt erkennen und Stromsparpotenziale nutzen. Ein intelligenter Stromzähler kann die Verbrauchsdaten beispielsweise alle 15 Minuten an eine App oder ein Versorgerportal schicken, sodass Verbraucher einen genauen Überblick haben und schnell reagieren können.
Darüber hinaus ermöglichen Smart Meter den Ausbau sogenannter Smart Grids, also intelligenter Stromnetze. Diese ermöglichen es, den Stromverbrauch und die Stromerzeugung in Echtzeit aufeinander abzustimmen. Das ist besonders wichtig, um Energie aus erneuerbaren Quellen effektiv ins Stromnetz einzuspeisen. Dank der von den Smart Metern übertragenen Verbrauchsdaten können Netzbetreiber ihr Stromnetz besser auslasten.
Wer ist für den Austausch der Stromzähler verantwortlich?
Als Verbraucher müssen Sie sich nicht selbst um den Austausch Ihres Stromzählers kümmern. Das übernimmt der Messstellenbetreiber. Dieser muss Sie mindestens drei Monate vor dem geplanten Austausch informieren und Ihnen zwei Wochen im Voraus einen konkreten Termin nennen.
Der Zählerwechsel selbst wird in der Regel von örtlichen Dienstleistern durchgeführt und dauert weniger als eine Stunde. In dieser Zeit kann es jedoch zu kurzzeitigen Ausfällen bei der Stromversorgung kommen.
Der Einbau eines digitalen Stromzählers ist verpflichtend, Sie können ihn also nicht ablehnen. Sie haben jedoch die Möglichkeit, einen anderen Messstellenbetreiber zu wählen, wenn Sie mit dem Angebot nicht zufrieden sind. Beachten Sie, dass der neue Messstellenbetreiber bei einem freiwilligen Wechsel nicht mehr an die gesetzlich festgelegten Preisobergrenzen gebunden ist.
Ferraris-Zähler dürfen kurzzeitig rückwärtslaufen
Im Mai 2024 trat das Solarpaket I in Kraft. Dadurch wurde es für Privatverbraucher deutlich leichter, ein Balkonkraftwerk zu installieren und zu betreiben. Bis dahin war es verboten, eine Mini-Solaranlage mit einem Stromzähler ohne Rücklaufsperre zu betreiben. Produziert ein Balkonkraftwerk mehr Strom, als gerade verbraucht wird, läuft ein analoger Stromzähler rückwärts. Somit werden die erzeugten Kilowattstunden vom bisherigen Stromverbrauch abgezogen.
Dank des Solarpakets sind diese rückwärtslaufenden Ferraris-Zähler jedoch übergangsweise erlaubt: Der Messstellenbetreiber hat ab der Anmeldung des Balkonkraftwerks vier Monate Zeit, um den analogen Stromzähler gegen einen digitalen auszutauschen.
Stromanbieterwechsel nach Zählertausch
Nach dem Einbau eines digitalen Stromzählers ist kein neuer Stromvertrag notwendig. Beachten Sie jedoch, dass die jährlichen Kosten steigen werden, insbesondere wenn Sie ein Smart Meter installieren.
Um Ihre Stromkosten so gering wie möglich zu halten, lohnt es sich daher, jährlich einen Stromvergleich durchzuführen. Mit dem Stromvergleichsrechner von Stromvergleich.de können Sie innerhalb weniger Minuten die besten Angebote in Ihrer Region vergleichen und wechseln – transparent, unabhängig und kostenlos.
Was kosten digitale Stromzähler/Smart Meter?
Der Messstellenbetreiber darf die Kosten für den Betrieb, die Ablesung und Datenübertragung sowie die Wartung auf den Verbraucher umlegen. Für diese Kosten gibt es eine gesetzlich festgelegte Preisobergrenze. Diese wurde im Januar 2025 angehoben, da die Stromkonzerne bei der Planung der bundesweiten Installation von digitalen Stromzählern deutlich höhere Kosten haben als zunächst erwartet.
Stromkunden, die nur eine moderne Messeinrichtung und kein Smart Meter erhalten, müssen für den Betrieb maximal 20 € bezahlen. Der Betrieb eines Ferraris-Zählers liegt derzeit bei etwa 13 €.
Für Verbraucher mit einem Smart Meter sind die Kosten nach dem Stromverbrauch gestaffelt:
Der Pflichteinbau eines digitalen Stromzählers oder Smart Meters ist für Sie kostenlos – es sei denn, eine Erweiterung oder ein Austausch des Zählerschranks ist notwendig. Dies kann je nach Aufwand bis zu 2.000 € kosten. Die Kosten trägt der Eigentümer der Wohnung oder des Hauses. Mieter bleiben also in der Regel nicht auf den Kosten sitzen.
Die ersten Erfahrungen beim bundesweiten Rollout der digitalen Stromzähler zeigen, dass ein Umbau des Zählerschranks keine Seltenheit ist. Etwa ein Viertel aller Haushalte ist davon betroffen, insbesondere ältere Gebäude, die vor 1965 errichtet wurden.
Achtung: Wenn Sie freiwillig ein Smart Meter installieren lassen möchten, müssen Sie die Kosten selbst tragen. Für den Einbau zahlen Sie 100 €. Die laufenden Kosten betragen anschließend 30 € im Jahr.
Tarifanwendungsfälle des Smart Meters
Ähnlich wie bei einer Waschmaschine gibt es auch bei einem Smart Meter verschiedene Funktionen, die je nach Anwendungsfall eingesetzt werden können: die sogenannten Tarifanwendungsfälle (TAF). Der Funktionsumfang dieser intelligenten Messsysteme wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) festgelegt.
Insgesamt gibt es derzeit 14 TAF, doch nicht alle sind in jedem Smart Meter konfiguriert. Sie werden vielmehr je nach Bedarf des Stromkunden vorprogrammiert. Um die notwendige BSI-Zertifizierung zu erhalten, muss jedes intelligente Messsystem jedoch einen Mindeststandard erfüllen. Smart-Meter-Gateways müssen derzeit vier der 14 TAFs besitzen: 1, 2, 6 und 7.
Alle Tarifanwendungsfälle im Überblick:
TAF 1: Datensparsame Tarife
Dieser Tarifanwendungsfall ermöglicht es, nur einen einzigen Zählerstand in einem festgelegten Abrechnungs-zeitraum zu übermitteln. Dieser muss mindestens einen Monat betragen.
Dadurch wird der Datenschutz erhöht und es werden Rückschlüsse aus dem Verbrauchsverhalten verhindert.
TAF 2: Zeitvariable Tarife
Es gibt Stromtarife mit unter-schiedlichen Strompreisen zu bestimmten Uhrzeiten. Ein Beispiel hierfür sind Hoch- und Niederstrom-tarife, bei denen der Strom nachts günstiger bezogen werden kann. Ein Sondertarif wie Nachtstrom kann jedoch nur in Anspruch genommen werden, wenn der intelligente Stromzähler diesen Tarifanwendungsfall unterstützt.
TAF 3: Lastvariable Tarife
In diesem Tarifanwendungsfall wechselt der Stromtarif in die nächsthöhere Tarifstufe, wenn eine festgelegte Lastschwelle überschritten wird. Er ist für Gewerbe- und Industriekunden relevant.
TAF 4: Verbrauchsvariable Tarife
Dem Verbraucher steht eine festgelegte Strommenge zur Verfügung. Wird diese Menge verbraucht, wechselt der Tarif in die nächsthöhere Verbrauchsstufe.
TAF 5: Ereignisvariable Tarife
Dieser Tariffall ist von Ereignissen abhängig. Diese können entweder durch das Smart Meter selbst oder durch einen externen Akteur ausgelöst werden.
TAF 6: Abruf von Messwerten im Bedarfsfall
In einigen Fällen ist es nötig, den Zählerstand unter unvorhersehbaren Umständen abzulesen, beispielsweise wenn ein Verbraucher aus der Immobilie auszieht oder den Stromanbieter wechselt. Dank dieses Tarifanwendungsfalls ist ein Ablesen bei Umzug oder Anbieterwechsel möglich.
TAF 7: Zählerstandsgangmessung
Dieser Tarifanwendungsfall ermöglicht die Erfassung des Zählerstands in 15-Minuten-Intervallen. Nur wenn dieser TAF aktiv ist, können Verbraucher dynamische Stromtarife beziehen. Diese bieten den Vorteil, dass der Strombörsenpreis direkt an die Endverbraucher weitergegeben wird. Stromkunden können ihren Verbrauch dann nach den aktuellen Strompreisen ausrichten. Seit Januar 2025 sind alle Stromanbieter dazu verpflichtet, einen dynamischen Stromtarif anzubieten.
TAF 8: Erfassung der Extremwerte für Leistung
Mithilfe dieses TAF können die Minimal- und Maximalleistungswerte innerhalb eines festgelegten Abrechnungszeitraums erfasst werden. So können Stromkunden beispielsweise überprüfen, ob sie eine Mindestabnahmemenge erreicht oder einen Tarifschwellenwert überschritten haben.
TAF 9: Abruf der Ist-Einspeisung
Verbraucher können die Energiemenge ablesen, die von einer Erzeugungsanlage ins Stromnetz eingespeist wird. Diese Funktion ist für die Netzstabilität sowie die Steuerung intelligenter Netze wichtig.
TAF 10: Abruf von Netzzustandsdaten
Dieser Tarifanwendungsfall des Smart Meters erlaubt das Abrufen von Netzzustandsdaten. Dies kann entweder periodisch oder bei einem Ereignis erfolgen. Ein Beispiel für ein Ereignis ist das Überschreiten oder Unterschreiten eines Schwellenwerts.
TAF 11: Steuerung von unterbrechbaren Verbrauchseinrichtungen und Erzeugungsanlagen
Das Smart Meter kann auf Grundlage von festgelegten Ereignissen ein Steuersignal an die Erzeugungsanlage oder Verbrauchseinrichtung senden – zum Beispiel, um diese ein- oder auszuschalten. Ist dieser TAF aktiv, werden der Zeitpunkt und der aktuelle Zählerstand festgehalten.
TAF 12: Prepaid-Tarif
Stromkunden können eine bestimmte Menge Strom im Voraus bezahlen. Wird diese Menge überschritten, erhält der Kunde eine Benachrichtigung. Um weiter Strom zu beziehen, muss er eine neue Strommenge bezahlen und freischalten.
TAF 13: Letztverbraucher-Visualisierung
Ist dieser Tarifanwendungsfall aktiviert, können Verbrauchsdaten über das WAN (Wide Area Network) abgerufen werden. Normalerweise werden die Daten über das HAN (Home Area Network) bereitgestellt. Mithilfe dieser Funktion können Kunden auch aus der Ferne auf ihre Verbrauchsdaten zugreifen.
TAF 14: Hochfrequente Messwertbereitstellung für Mehrwertdienste
Diese Funktion ermöglicht es, die in 15-Minuten-Intervallen gemessenen Verbrauchsdaten noch weiter aufzuschlüsseln, um so eine detailliertere Übersicht über den Energieverbrauch zu erhalten. Dadurch wird der Energieverbrauch in Echtzeit visualisiert. Haushalte und Unternehmen können so erkennen, wo der meiste Strom verbraucht wird.
Datensicherheit von Smart Metern
Alle Smart Meter in Deutschland müssen hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen. Diese werden vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vorgegeben. Unter anderem werden die Smart Meter durch Firewall-Mechanismen geschützt, alle Daten werden verschlüsselt übertragen und Privathaushalte erhalten ein Pseudonym, sodass die Verbrauchsdaten nicht zugeordnet werden können. Ein spezielles Schutzprofil sichert das Smart Meter zudem vor Angriffen von Cyberkriminellen.
Datenlöschung bei Umzug
Wenn Sie umziehen, müssen die Verbrauchsdaten von Ihrem digitalen Stromzähler gelöscht werden. Bei einem Smart Meter geschieht dies automatisch. Sie müssen sich um nichts kümmern. Anders sieht es bei einer modernen Messeinheit ohne Gateway aus. In diesem Fall müssen Sie Ihre Datenhistorie manuell zurücksetzen. In der Regel benötigen Sie eine PIN, um auf diese Daten zuzugreifen. Wie das Zurücksetzen genau funktioniert, erfahren Sie in der Regel in der Bedienungsanleitung des digitalen Stromzählers.